Ein Interview mit unserer Diätologin, Frau Kirsch

Für das Jahr 2016 haben wir uns vorgenommen, unseren MitarbeiterInnen die Möglichkeit zu geben, auf der Website über die täglichen Aufgaben, die Herausforderungen und die Besonderheiten der Arbeit in einem Gemeinschaftsverpflegungsunternehmen zu sprechen. Wir wollen die unterschiedlichen Aufgabenfelder und Berufe vorstellen, in denen unsere MitarbeitInnen in unseren Küchen, Büros und Partnerbetrieben beschäftigt sind.

Für den ersten Beitrag interviewten wir Frau Elisabeth Kirsch, eine ausgebildete Diätologin, die seit vielen Jahren im Betrieb arbeitet. Wir sprachen unter anderem über ihren Ausbildungs- und Karriereweg als Diätologin, den idealen Umgang mit PatientInnen und den Einfluss, den Ernährungstrends auf ihre Arbeit haben.

Elisabeth KirschFrage: Sie arbeiten als Diätologin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan. Wie haben Sie sich für eine Karriere in diesem Feld entschieden? War das schon früh ein Interesse oder war es ein Quereinstieg später im Leben?

Kirsch: Ich konnte gleich nach der Pflichtschule einen Eignungstest machen und habe eine Beratung beim Arbeitsamt bekommen. Dort stellte sich heraus, dass das Gesundsheitswesen und das Thema Ernährung zu mir passen würden. In Folge habe ich die enstprechende Ausbildung im Landeskrankenhaus St. Pölten gemacht. Nach dem Abschluss habe ich zahlreiche Bewerbungen geschrieben und bin dann nach Kärnten zu einem Bewerbungsgespräch mit Herrn Moser eingeladen worden, der dann auch mit mir nach St. Veit ins Krankenhaus gefahren ist, um mich dem Küchenleiter vorzustellen. Es waren mehrere Bewerber, ich habe nach 3 Tagen eine Zusage bekommen und zwei Wochen darauf begonnen zu arbeiten. Frau Moser hat mir sogar dabei geholfen, eine Wohnung in der Nähe zu finden. Das war 1986, also bin ich jetzt 30 Jahre da.

Frage: Welche Ausbildung haben Sie gemacht? Welche Zusatzausbildungen?

Kirsch: Die Ausbildung in St. Pölten – damals war es noch keine FH sondern eine Fachschule für Diätassistenten. Vor vielen Jahren hat sich dann unsere Berufsbezeichnung zur Diätologin geändert. Im Grunde weil wir niemandem assistieren, sondern eigenständig Ernährungstherapie durchführen dürfen.

Natürlich habe ich mich auch immer wieder fortgebildet, zum Beispiel zu Themen wie Gastroenterologie, Adipositaschirurgie, Diabetes und onkologischen Operationen. Es ist im MTD-Gesetz (Anm.: Medizinisch-technischen Dienste-Gesetz) festgelegt, dass wir immer wieder Fortbildungen nachweisen können müssen. Das Angebot dafür ist groß, z.B. über den Verband der Diätologen, AKE oder auch ÖGE.

Gemeinsam mit meiner Kollegin durfte ich 2014 die Ausbildung zum Fachberater für Darmgesundheit absolvieren, da unser Haus als Darmzentrum zertifiziert ist. Ich habe auch die Zusatzausbildung über die „Ernährung nach den fünf Elementen“ nach der Diätetik der Traditionellen Chinesischen Medizin gemacht.

Frage: Können Sie uns den Unterschied zwischen Diätologie und Ernährungswissenschaft erklären?

Kirsch: Unsere Tätigkeit unterscheidet sich zu Ernährungswissenschaftlern darin, dass ausschließlich Diätologen Ernährungstherapie und medizinische Ernährungsberatungen eigenständig durchführen dürfen. Absolventen der Ernährungswissenschaften haben die Möglichkeit, sich in einer weiteren Ausbildung zum Diätologen auszubilden.

Frage: Welche Berufsschancen hat man mit der Ausbildung zur Diätologin? In welchen Stellen, außer in Krankenhäusern, kann man noch arbeiten?

Kirsch: Da gibt es einige Optionen. Eine Möglichkeit ist es, über die Freiberuflichkeit zu arbeiten. Viele Kollegen machen Vorträge und betreuen Firmen, wo Personal oder Klienten beraten werden. Auch in Kurhäusern, Reha-Kliniken und Sonderkrankenanstalten werden Diätologen angestellt. Oft gibt es auch Gemeinschaftspraxen, in denen Diätologen mit einem Arzt zusammenarbeiten.

Frage: Krankheitsbedingte Ernährungsumstellungen sind ein komplexes Thema. Wie gehen Sie mit Patienten um, damit diese sich auch an die erstellten Ernährungspläne halten wollen?

Kirsch: Das ist sehr unterschiedlich und kommt sehr auf den Patienten an, weshalb man immer sehr individuell auf die Person eingehen muss. Patienten mit Diabetes etwa merken nicht direkt, dass die falsche Ernährung ihnen langfristig schadet, während jemand nach einer Operation relativ rasch spürt, das ihm etwas nicht gut tut. Hat der Patient schon lange einen starken Leidensdruck, dann zeigt er meist auch große Bereitschaft, etwas zu ändern. Wir machen auch immer eine Ernährungsanamnese und anhand der Diagnosen der Ärzte versuchen wir den Patienten zu erklären, wie wichtig es wäre, die Ernährung umzustellen. Wenn man Laborparameter und Untersuchungergebnise einfließen lässt und als Fachkraft durch Studien belegte Erkenntnisse vermittelt, dann versteht das der Patient meist schon.

Natürlich gibt es auch einfach viele Gewohnheiten in der Bevölkerung. Es ist halt schwierig etwas zu ändern, wenn jemand über Jahre seine fixen Ernährungsgewohnheiten hat. Deshalb ist es uns auch wichtig, dass wir generell keine Verbote aufstellen, außer in wirklich ernsten Fällen, wie der Zöliakie. Uns ist es lieber, der Patient versteht, warum es wichtig ist, gewisse Dinge zu vermeiden. Wir gehen sehr auf das Essverhalten ein. Es kommt auch darauf an „wie ich esse“, nicht nur „was ich esse“.

Wir empfehlen, die Ernährung Schritt für Schritt umzustellen, mit Beispielen und vielen Unterlagen, die wir mitgeben. Wir versuchen auch Angehörige in den Beratungsprozess miteinzubeziehen. Natürlich gibt es auch immer wieder mal einen Fall, der schwieriger ist, wo der Patient wenig compliant ist, aber im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass die meisten schon Bereitschaft zeigen, da es ja doch um ihre Gesundheit geht und sie sich dadurch besser fühlen.

Frage: Ernährung ist ein Thema, bei dem ständig neue Erkenntnisse publiziert werden. Wirkt sich das auch auf die Arbeit mit den Patienten aus?

Kirsch: Auf jeden Fall. Die Patienten bekommen ja auch selber viel mit. Über die Medien, über Zeitschriften und das Internet. Der Patient ist ja heute so mündig, dass er über diverse Netzwerke ständig Informationen und Empfehlungen bekommt. Gerade hier ist es aber auch wichtig, dass er Fragen oder Unklarheiten mit einer Fachkraft besprechen kann. Unser Ziel ist es hier, den Patienten anzuleiten, dass man vorsichtig sein muss, wenn man beispielsweise im Internet etwas liest, weil hier nicht alles seriös ist.

Frage: Die Essensgewohnheiten der Bevölkerung ändern sich ebenfalls mit der Zeit. Weniger Zeit zum Kochen und der Hang zu Fast Food. Gleichzeitig kommt immer mehr Interesse für Bio-Produkte und lokal angebaute Zutaten auf. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?

Kirsch: In meinen 35 Berufsjahren hat sich viel ergeben. Die Patienten sind heute einerseits sehr aufgeklärt und auf der anderen Seite oft sehr verbissen in dem, was sie gewohnt sind. Viele dieser Einstellungen kommen auch daher, wie man es von der Familie vorgelebt bekommt. Nicht jeder kocht für sich selbst und viele finden es auch schwierig, während des Berufsalltags die Zeit zu finden, sich gesund zu ernähren. Ähnlich bekommen Jugendliche oft keine Jause mehr mit oder haben keine Zeit zum Frühstücken. Sie essen am Schulbuffet oder gehen sich Mittags etwas kaufen. Obwohl sich das Angebot hier in den letzten Jahren gebessert hat weiß man ja, welche Entscheidungen Kinder mit dem Jausengeld oft treffen. Auf all diese Dinge können wir in den Beratungsgesprächen individuell eingehen.

Es zeigen sich schon auch gegenteilige Trends, auch durch die Popularität in den Medien. Ob das jetzt Vegetarier und Veganer sind oder die vielen anderen Ernährungsformen. Hier ist es wichtig, in den Gesprächen darauf einzugehen, ob dieser Weg für den jeweiligen Patienten der Richtige ist, ob man etwas verbessern könnte oder ob sich vielleicht auf Grund der Untersuchungen zeigt, ob etwas nicht so geeignet ist. Wir vermeiden es, eine bestimmte Diät vorzuschreiben, unter anderem weil das Wort Diät sehr negativ belastet ist, mit der Idee „Du musst abnehmen!“. Wir versuchen eher, einen neuen Weg aufzuzeigen, in dem aber auch manchmal Platz für Lieblingsgerichte sein muss. Oftmals ergibt sich auch die Freude am neuen Geschmackserlebnis.

Frage: Können Sie ein paar Ratschläge für jemaden geben, der gerne in der Diätologie arbeiten würde?

Kirsch: Ich denke für unseren Beruf ist es notwendig, aufgeschlossen und umgänglich zu sein. Man muss die Patienten in jeder Lebenslage abholen können und auf sie eingehen. Man kann ihnen nicht einfach etwas aufdrängen, weil man selbst davon überzeugt ist, sondern man muss viel Verständnis für sie aufbringen.

Besonders wichtig für uns Diätologen ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen; der Pflege, den Ärzten, dem Sozialdienst oder Psychologen. Manchmal ergibt es sich im Gespräch, dass ein Psychologe helfen könnte oder dass Unterstützung für Zuhause benötigt wird, so dass wir den Sozialdienst um Hilfe bitten. Die Bereitschaft für Teamwork ist also wesentlich.

Frage: Gibt es abschließend noch etwas, dass Sie von sich aus gerne mitteilen wollen?

Kirsch: In erster Linie, dass ich stolz darauf bin, hier in diesem Haus zu arbeiten. Ich habe hier wirklich meinen Job gefunden und wenn ich noch einmal auf die Welt komme, würde ich den Weg noch einmal gehen. Und auch noch einmal im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder.

Auch der Firmenleitung von Contento und meinen Kollegen möchte ich meinen Dank für das familiäre Zusammenarbeiten aussprechen. Für uns Mitarbeiter gibt es immer ein offenes Ohr und Probleme können besprochen werden.

Wir bedanken uns bei Frau Kirsch für das Interview.

Wer Interesse daran gefunden hat, als Diätologin/Diätologe für uns zu arbeiten, der findet freie Stellen und Informationen zu Initiativbewerbungen auf unser Jobs & Karriere Seite.